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Zingraffs konstruktivistische Utopie (Julia Saez-Angulo / in: Revista de Arte, Año VII, Nr. 51)

"Die Form ist eine Ladung Dynamit unter der Banalität des Alltäglichen" sagten die russischen Konstruktivisten. Und genau aus dieser - und keiner anderen - Perspektive ist Kunst, sind die Bilder Zingraffs, zu betrachten. Der deutsche Künstler lebt seit einigen Jahren in Spanien, genauer gesagt, direkt an der Küste im schönen, mediterranen Dénia. Zingraffs jüngste Ausstellung in der Galerie "El Coleccionista" in Madrid war ein Genuss voller Einfühlung und Harmonie. Höchste Sorgfalt, größter Anspruch und äußerte Strenge bestimmen sein malerisches Werk in Komposition und Ausführung, um in der Kunst die Perfektion des physikalischen Phänomens der Entropie darzustellen, die vom Leben bedingte Zerstörung. Aus diesem Grund stand konstruktivistische Kunst immer unmittelbar mit der Unendlichkeit des Universums in Beziehung, mit der Perfektion und Harmonie, das heißt, mit der Utopie, die den Menschen anregt und antreibt.

Die Überlagerung verschiedener Farbebenen erzeugen zusammen mit der Dynamik strenger Linien geometrische Figuren wie Quadrat, Rechteck, Trapez usw.

Doch im Unterschied zu radikalen Konstruktivisten, die Farbe vollkommen flach ohne Möglichkeit auf Modulierung im Stil des "hard edge" einsetzen, verwendet dieser deutsche Künstler die Farbe weicher, schafft eigene Farbabstufungen, die je nach Beleuchtung und Abstand heller, sogar wie Perlmutt schimmern, an den Berührungskanten zu anderen Flächen dunkler werden - ein Ganzes aus angedeuteten Schatten. Das Ergebnis ist eigenwillig, da der schwerelose Hintergrund geheimnisvolles Licht andeutet, das den Bildern große Räumlichkeit schenkt. Es entsteht eine utopische räumliche Welt, die irgendwo im Universum denkbar ist. Und nur der Künstler hat sie gesehen und macht sie uns wie ein Schamane sichtbar.

Zudem verwendet Zingraff in seinen Kompositionen ein eindeutig dynamisches Element: lange, schmale Bänder, die berstende Winkel oder sich nie erreichbare Parallelen bilden. Diese Bänder sind meist eingeklebte Papierstreifen, die sich als neues Element des Konstruktivismus perfekt in die gemalten Temperaflächen eingliedern. Es scheint, als ob der Künstler damit den gemalten Flächen einerseits Rhythmus und Geschwindigkeit verleihen und andererseits ein lebendiges, menschliches Element einfügen will, als Eingriff und Zeugnis des Menschen. Diese sind als Architekturfragmente und Farbblitze in den dunklen Bändern enthalten, die wie an Filmstreifen erinnern und große Wirkung auf die Bilder haben.

In Zingraffs Bildern erkennt man eindeutig die Weisheit eines Künstlers, das Handwerk eines Malers und die Intuition eines Dichters. Der Konstruktivismus dieses Deutschen versteht die Flächen so zu bemessen und gegeneinander zu setzen, dass sich die Formgesetze des Bildes mit der Meisterschaft des goldenen Schnitts verbinden. Zingraffs Konstruktivismus ist in seiner formalen Ausführung weder einfach noch streng. Vielmehr vermittelt er mit vollkommener Eleganz den Reiz der Collage und verbindet voller Harmonie das Ideal der Geometrie mit dem Bereich des menschlichen Lebens, das sich am stärksten an die idealen Formen des Raumes annähert: die Architektur