Viele der gezeigten Werke stehen zum Verkauf. Bei Interesse kontaktieren Sie uns gerne unter monazingraff@gmail.com oder +34 639 974 776

Hans-Dieter Zingraff und die Treue zum Konstruktivismus (Antonio de Santiago. In: Correo del Arte, Oktober 1992)

Nach zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Belgien, Deutschland und mehreren spanischen Provinzen, stellt Hans-Dieter Zingraff wieder in Madrid aus, allerdings nicht, wie vor zwei Jahren in der Galerie Quorum, sondern nur in der Galerie El Coleccionista. Wer Zingraffs interessante künstlerische Entwicklung seit 1983 verfolgt, darf mit Recht gespannt sein auf seine jüngsten Werke. Obwohl sich Zingraff mit den 22 gezeigten Bildern selbst treu bleibt, beweist er gleichzeitig, wie intensiv er im Konstruktivismus denkt und lebt, und mit welcher Sicherheit er seinen persönlichen Konstruktivismus ohne Zaudern bereichert und weiterentwickelt. In eigenwilliger Bildsprache stellt er seine subjektiven Konzepte von Wirklichkeit und Gefühl dar, die er interessanterweise auf objektive, bis hin zu wissenschaftlicher Weise bruchlos den Gesetzen von Form und Farbe unterwirft.

Seit er seine Heimatstadt Karlsruhe (Deutschland) verlassen hat, lebt er in Dénia mitten im steilen Grün; zu seinen Füßen das Mittelmeer und über ihm - ebenfalls blau - ein leuchtender, meist klarer Himmel. Und hier hat seine Malerei, seine "Poesie der Mechanik" eine gefühlsbetontere Ästhetik mit wärmeren und helleren Farben. In dieser jüngsten Ausstellung gesellen sich zu den für ihn so kennzeichnenden klassischen Braun-, Gelb-, Schwarz- und Rottönen nun auch Nuancen von Grau, Blau und Grün. Meisterhafte Farbstufungen in konstruktivistischer Reinheit lassen mehr Bewegung zu. Diese neue Dynamik seiner Kompositionen schließt sogar Änderungen des Rhythmus ein, die ebenso neue Aspekte sind wie sein neuer Umgang mit dem räumlichen Gleichgewicht. Wie schön, elegant und edel ist die gegenwärtige Schaffensphase dieses Malers ! Viele der ausgestellten Bilder üben so große Anziehungskraft und Spannung aus, wie es nur Meisterwerke in der jeweiligen Stilrichtung tun.

Anders als der Suprematismus von Malewitsch (1913) und Mondrians Neoplastizismus (1920) - beides zeitgenössische Bewegungen des Konstruktivismus, die sich ebenfalls durch geometrische Strukturierung behaupten und die drei Richtungen daher bisweilen verwechselt werden - ist dieser Konstruktivismus lebendig, aktuell, unverbraucht und spürbar. Eine Ursache ist der abstrakte Geometrismus, der viel von moderner Architektur hat. Dies erklärt auch die Tatsache, dass viele seiner Vertreter Ingenieure und Architekten sind. Sie haben das berühmte Bild, mit dem Malewitsch lediglich ein schwarzes Quadrat auf weißem Grund darstellte - als "Beginn einer neuen Malerei" betrachtet.

Diese sich ab 1921 in Europa ausdehnende (und seine mathematisch-technische Facette verneinende) russische Stilrichtung, entwickelte sich weit genug, um Grundlage für Konzeption und Entstehen anderer moderner Richtungen wie Pop Art, Ars Accurata, Minimal Art usw. zu sein und auch für sich - wie bedeutende Konstruktivisten beweisen - Gültigkeit und Kraft haben. Seine unmaterialistische Philosophie nahe einem "Humanismus des Inneren" hat viele Künstler, die zuvor verwirrt alle Stilrichtungen ausprobiert haben, zum Konstruktivismus geführt, in dem sie bestimme Eigenschaften - Vernunft, Ordnung, Methode, Kontrolle, Strenge und Sorgfalt in der Ausführung - entdeckten und wiederfanden, die genau ihrem Wesen entsprach.

Aus diesem Grund sprechen wir von der "Malerei des Charakters". Eine Malerei, die dem Künstler einen ganz bestimmten Charakter abverlangt. Und genau das ist der ganz persönliche Charakter von Hans-Dieter Zingraff.